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TUK-Ingenieur Nicholas Ecke ausgezeichnet
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Besondere Ehrung für Doktorarbeit im Bereich Kunststofftechnik

TUK-Ingenieur Nicholas Ecke ist für seine Doktorarbeit mit dem Oechsler-Preis des Wissenschaftlichen Arbeitskreises der Universitätsprofessoren der Kunststofftechnik ausgezeichnet worden. Der Preis würdigt jährlich die beste Dissertation zu Methoden und Ansätzen zur Entwicklung und Konstruktion von Bauteilen aus Kunststoffen - und ist mit 5000 EUR dotiert. Doch nicht nur als Wissenschaftler engagiert sich Nicholas Ecke an der Uni in Kaiserslautern.

Von Unispectrum live • Christine Pauli

„Das ist eine großartige Anerkennung. Der Preis sagt, dass etwas wissenschaftlich wirklich gut gelungen ist“, schwärmt Nicholas Ecke, spricht man ihn auf die Auszeichnung für seine Doktorarbeit an: Ende 2021 wurde der junge TUK-Ingenieur mit dem Oechsler-Preis des Wissenschaftlichen Arbeitskreises der Universitätsprofessoren der Kunststofftechnik (WAK) gewürdigt. Insgesamt acht Preise vergibt der wissenschaftliche Arbeitskreis jährlich, die von vier Unternehmen der Kunststofftechnik bereitgestellt werden. Genauer gesagt: In den Schwerpunkten Werkstoff, Konstruktion, Verarbeitung sowie Hybride Werkstoffe, Systeme und Prozesse werden jeweils eine Masterarbeit und eine Doktorarbeit ausgezeichnet. Besonders geehrt fühlt sich Nicholas Ecke, weil „die Unternehmen die Preisträger mit aussuchen.“ Und er erklärt weiter: „Das Schöne an den WAK-Preisen ist aus meiner Sicht die gemeinsame Auszeichnung durch Wissenschaft und Industrie, was unterstreicht, dass die prämierten Arbeiten aus beiden Blickwinkeln hervorragend sind.“ 

Die von Nicholas Ecke im Juli 2021 fertiggestellte Dissertation trägt den Titel „Zum Einfluss des Wärmehaushalts bei der tribologischen Prüfung von Kunststoffen“. Betreut wurde er von Professor Alois K. Schlarb. Die Arbeit beschäftige sich mit der reibungsbedingten Erwärmung verschiedener tribologischer Prüfsysteme und deren Auswirkung auf das tribologische Verhalten von Kunststoff-Stahl-Reibpaarungen, erklärt Nicholas Ecke. Sehr vereinfacht gesagt, gehe es in seiner Doktorarbeit um Reibung. „Jeder kennt das beispielsweise vom Händereiben.“ Bei Reibung wandelt sich Bewegungsenergie in Wärme um. „Das passiert auch in technischen Systemen.“ Etwa, wenn sich Kunststoff gegen Metall bewegt. Zu wissen, wie groß die Reibung ist, ist für technische Systeme bedeutsam. „Die Hypothese meiner Arbeit war, dass Reibung unter den herkömmlichen Labor-Bedingungen eine andere ist als bei der direkten Anwendung in der Praxis. Beispielsweise, weil die geometrischen Bedingungen andere sind.“ Mithilfe von Laborversuchen und Computer-Simulationen konnte er dies bestätigen – und abschätzen, wie hoch der Reibungskoeffizient in anwendungsnahen Systemen ist. „Die damit einhergehenden Erkenntnisse sind für ein breites Feld relevant“, für verschiedene Industriezweige“, sagt Nicholas Ecke. „Meine Arbeit war Grundlagenforschung.“

Für die Doktorarbeit nach Kaiserslautern gekommen

Der 1989 in Essen geborene – und in Bochum aufgewachsene – Nicholas Ecke hat Prozesstechnik und Medizintechnik an der Technischen Universität in München studiert. Im Jahr 2014 schloss er sein Studium ab, mit einer Masterarbeit zum Thema „Werkzeugtechnik und Analytik für die kontinuierliche Verarbeitung von Flüssigsilikonelastomeren“.

Für die anschließende Doktorarbeit zog es ihn an die Uni Kaiserslautern. Dazu trat er eine Stelle als Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Verbundwerkstoffe an. Auf die Frage, warum er sich für die TUK entschieden habe, holt Nicholas Ecke etwas weiter aus: „Während meines Masterstudiums habe ich mich vertieft auch mit Kunststoffen beschäftigen können.“ Schließlich sei deren Anwendung im Bereich der Medizintechnik weit verbreitet: „Hier geht es vor allem um biokompatible Materialien. Das reicht von Spritzen bis zu Implantaten.“ Schnell sei ihm bewusst gewesen, dass er sich mit dem Thema Kunststoffe intensiver auseinandersetzen möchte. Und auch auf diesem Gebiet forschen will. Eine entsprechende Doktorarbeit war die logische Konsequenz. „Ich habe nach Unis geschaut, die auf diesem Gebiet arbeiten. In Kaiserslautern tat sich ein interessantes Thema auf. Beim Vorstellungsgespräch habe ich gemerkt, dass es auch persönlich passt. Und damit war die Sache klar.“

Am Lehrstuhl für Verbundwerkstoffe habe er sich schnell sehr wohl gefühlt. Überhaupt sei die Arbeitsatmosphäre an der TU Kaiserslautern sehr angenehm: „Hier am Campus liegt alles nahe beieinander. Deshalb wird oft gesagt, Kaiserslautern sei eine Universität der kurzen Wege. Genau das stimmt. Wir arbeiten mit anderen Arbeitsgruppen und Einrichtungen sehr gut zusammen.“ So ging es im Rahmen seiner Doktorarbeit etwa darum, sich hinsichtlich der Apparate mit anderen Forschungsgruppen auszutauschen: „Dadurch konnte ich die von mir untersuchten Vorgänge mikroskopisch betrachten.“

Gefallen fand Nicholas Ecke auch daran, dass er in Lehr-Veranstaltungen eingebunden war: „Ich durfte Studierenden zeigen, wie man mit Kunststoffen arbeitet, wie man Kunststoffe testet. Das hat großen Spaß gemacht.“ Die Aussicht im Bereich Lehre mitzuarbeiten sei übrigens einer der Gründe gewesen, weshalb er nach dem Master zunächst an einer Uni bleiben wollte.

Aktiv als Übungsleiter beim Uni-Sport

Doch nicht nur als Wissenschaftler ist Nicholas Ecke an der TUK aktiv. Auch beim Uni-Sport engagiert er sich – als Übungsleiter für Forró. „Das ist ein brasilianischer Tanz. Der populärste Paartanz in Brasilien.“ Schon in München sei dies sein Hobby gewesen. „Deshalb schmerzte es mich damals schon etwas, als ich wegmusste.“ Was ihm daran gefällt? „Forró vereint mehrere Tanz-Stile“, schwärmt Nicholas Ecke, „das reicht von sinnlich bis dynamisch.“ Vor Corona habe er mit seiner Forró-Gruppe ein bis zweimal pro Woche trainiert. Und er ergänzt: „Das tolle am Uni-Sport ist, dass hier Studierende und Uni-Mitarbeiter zusammenkommen. Man kann außerhalb der Arbeit Leute kennenlernen.“ Überhaupt könne die Uni in Kaiserslautern vieles an Freizeitmöglichkeiten vorweisen: „Es wird beispielsweise kulturell einiges geboten.“ Auch das Leben in der Region hat Nicholas Ecke zu schätzen gelernt: „Von meiner Wohnung aus sind es nur wenige Schritte bis in den Pfälzerwald.“ In den Japanischen Garten gehe er ebenfalls regelmäßig zur Erholung.

„Vertrauen zu Betreuer und Team sind bei Doktorarbeit sehr wichtig“

Doch zurück zur erfolgreichen Abschlussarbeit. Was möchte der Preisträger zukünftigen Doktoranden mit auf den Weg geben? Welche Kriterien sind möglicherweise bei der Wahl einer Doktorarbeit entscheidend? „Zunächst einmal ist es sehr wichtig, dass man sich für ein Dissertationsthema begeistern kann. Man muss sich für mehrere Jahre sehr tief und intensiv in ein Themengebiet einarbeiten.“ Und er empfiehlt, immer auch zu überlegen, ob man in das Team passt. Denn früher oder später komme es zu Situationen, in denen nicht alles rund läuft. Um solche Situationen überwinden zu können, sollte man sich als Teil einer Gruppe gut aufgehoben fühlen: „Es ist wichtig, dass man Vertrauen zu seinem Betreuer und auch zu seinen Kollegen hat.“ In einer Atmosphäre der vertrauensvollen Zusammenarbeit könne man sich sehr gut austauschen: „In den Gesprächen kommt es dann idealerweise auch immer wieder zu neuen Denkanstößen.“

Wie geht es für ihn nach der Doktorarbeit weiter? „Im Moment bin ich bei uns am Lehrstuhl als Oberingenieur tätig. Neben der Forschung beschäftige ich mich nun auch mit Organisatorischem.“ Das seien beispielsweise Personal-Angelegenheiten oder die Finanzplanung. „Und ich gehe Fragen nach, wie wir hier am Lehrstuhl die Corona-Maßnahmen umsetzen.“ Doch früher oder später werde es einen Abschied von Kaiserslautern geben – sagt der TUK-Mitarbeiter mit einem lachenden und einem weinenden Auge. „Mittelfristig werde ich wohl in die Industrie wechseln. Das erwartet man von einem Ingenieur.“ Wahrscheinlich werde er sich dabei wieder Richtung München orientieren. Auch aus persönlichen Gründen. „Dort wohnen meine Lebensgefährtin und unsere Tochter.“ Nicht nur die beiden dürften mächtig stolz sein auf Nicholas Ecke.

 

Bild des Benutzers Melanie Löw
Erstellt
am 26.01.2022 von
Melanie Löw