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Auch fürs Smartphone
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Physiker entwickeln elektrische Irisblende für Minikameras

Forscher um Professor Oesterschulze entwickeln eine elektrisch steuerbare Irisblende, die sich auch für Minikameras eignet. Zum Einsatz kommt dabei ein besonderes Material, das auf elektrische Spannungen reagiert.

Von Unispectrum live

Wenn Sonnenlicht das Auge trifft, wird die Pupille kleiner. Dafür sorgt die Iris. Sie wirkt als Blende und reguliert, wie viel Licht ins Auge gelangt. Auf demselben Prinzip basieren auch Blenden in Objektiven von Fotoapparaten. Sie steuern die Lichtmenge, die durch das Objektiv gelangt. Aber auch die Schärfentiefe eines Bildes lässt sich durch sie steuern.

Eine herkömmliche Blende besteht aus mehreren beweglichen Lamellen, die nach innen und außen geschwenkt werden können. Zusammen bilden sie eine Blendenöffnung, deren Größe eingestellt werden kann. „Dieser Mechanismus benötigt viel Platz, weshalb er nicht in kleineren Kamerasystemen wie beim Smartphone zum Einsatz kommt“, sagt Professor Dr. Egbert Oesterschulze, der an der TUK den Lehrstuhl für Physik und Technologie der Nanostrukturen innehat.

Das Team um Professor Oesterschulze arbeitet an einer Technik, mit deren Hilfe Blenden auch in mikrooptischen Systemen Verwendung finden. „Wir nutzen dabei sogenannte elektrochrome Materialien“, sagt der Physiker. „Sie ändern ihre optischen Absorptionseigenschaften beim Anlegen einer elektrischen Spannung. So können wir einzelne ringförmige Bereiche, die den gewünschten Blendenstufen der herkömmlichen Iris entsprechen, gezielt abdunkeln und somit die Lichtmenge und ebenso die Schärfentiefe auf Knopfdruck kontrollieren.“

Die Methode der Kaiserslauterer Wissenschaftler funktioniert wie folgt: „Die verwendeten elektrochromen Moleküle werden an der Oberfläche einer hochporösen Nanopartikelschicht chemisch gebunden“, erklärt der Professor. Wird an diese leitfähige Schicht von außen eine Spannung angelegt, so können diese Moleküle das einfallende Licht absorbieren oder lassen es passieren, je nachdem welche Spannung anliegt. „Die Dicke dieser Iris-Schicht ist mit rund 50 Mikrometer dünner als der Durchmesser eines menschlichen Haares. Sie benötigt nur sehr wenig Platz zwischen zwei dünnen Glasplatten“, sagt Oesterschulze. „Dieser geringe Platzbedarf kombiniert mit dem geringen elektrischen Energieverbrauch ermöglicht es, die elektrochrome Iris in Mikroobjektiven zu nutzen.“ Dies wäre zum Beispiel für Smartphones interessant, aber auch für andere mikrooptische Kamerasysteme.

Die Arbeiten werden von der Deutschen Forschungsgemeinschaft mit insgesamt 430. 000 Euro gefördert. Beteiligt dabei ist unter anderem Professor Dr. Lorenz Walder vom Institut für Chemie neuer Materialien der Universität Osnabrück.

Bild des Benutzers Melanie Löw
Erstellt
am 09.01.2018 von
Melanie Löw

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