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Einblick in eine andere Wissenskultur und in ein anderes Land:
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Zum Forschungsaufenthalt in den kanadischen Winter

Kerstin Duscha forscht im Rahmen ihrer Doktorarbeit, wie Pflanzen mit Stress umgehen. Dabei brachten sie zwei Forschungsaufenthalte ins kanadische Edmonton. – Dort durfte sie den strengen kanadischen Winter kennenlernen und die beeindruckende Natur erleben.

Von Unispectrum live • Melanie Löw

„Nach meinem Biologie-Studium in Würzburg wollte ich einen Tapetenwechsel“, so Kerstin Duscha, Doktorandin bei Professor Dr. Ekkehard Neuhaus am Lehrstuhl für Pflanzenphysiologie. Zufällig ist sie auf die Stellenanzeige des internationalen Graduiertenkollegs „Complex Membrane Proteins in Cellular Development and Disease“ an der TU Kaiserslautern gestoßen. Die zahlreichen Ausbildungsangebote in Form von Workshops oder auch praktischen Laboraufenthalten, das Mentoring Programm sowie das interdisziplinäre Arbeitsumfeld haben sie direkt angesprochen. „Als ich gelesen habe, dass hierbei auch ein Auslandsaufenthalt in Kanada vorgesehen ist, habe ich mich direkt beworben“, sagt Duscha. Schon während ihres Studiums war sie für ein halbes Jahr in Italien gewesen. „Der Gedanke, wieder eine Zeit im Ausland zu verbringen, hat mir gefallen“, ergänzt sie. Danach ging alles sehr schnell. Kurz nach dem Bewerbungsgespräch erhielt sie die Zusage. Kaum dass sie im Juni 2012 angefangen hatte, hieß es für sie: Koffer packen und ab nach Kanada zu einer wissenschaftlichen Konferenz.

Der erste von zwei mehrmonatigen Aufenthalten folgte für Duscha circa ein Jahr später zum Jahreswechsel: im tiefsten Winter. „In Kanada liegt in manchen Regionen von Oktober bis Juni Schnee. Temperaturen von -39 Grad Celsius kamen hier durchaus vor“, erinnert sie sich. „Ich war aber vorbereitet und hatte entsprechende Kleidung und Schneeschuhe im Gepäck.“ Duscha war bei einem netten Ehepaar nahe des Campus untergekommen und hatte so Einblick in den kanadischen Alltag. Auch die Kollegen an der Universität haben sie gut aufgenommen. „Alle waren sehr hilfsbereit und haben sich auch Zeit für mich genommen“, sagt die 29-Jährige weiter. In Edmonton hat die Nachwuchswissenschaftlerin weiter an ihrer Doktorarbeit geforscht.

© Koziel/TU Kaiserslautern

Alle waren sehr hilfsbereit und haben sich auch Zeit für mich genommen.

Kerstin Duscha über ihren Aufenhalt in Kanada

Das internationale Graduiertenkolleg wird gemeinsam mit Forscherkollegen der Universität des Saarlandes und der Alberta Universität im kanadischen Edmonton ausgerichtet. Die Nachwuchswissenschaftler untersuchen ausgewählte Membranproteine, deren Fehlfunktionen im Zusammenhang mit schwerwiegenden Erkrankungen des Menschen stehen, etwa Mukoviszidose und Krebs, oder Auswirkungen auf Entwicklungs- und Anpassungsprozesse tierischer und pflanzlicher Zellen haben. Regelmäßig treffen sich Doktorandinnen und Doktoranden aus Kaiserslautern, Homburg und Saarbrücken, um ihre Forschungsergebnisse untereinander auszutauschen. Zudem stehen Konferenzen mit den Kollegen aus Kanada auf dem Programm. Und auch Forschungsaufenthalte jenseits des Atlantiks sieht das Graduiertenkolleg vor.

Kerstin Duscha untersucht, wie Pflanzen mit Stress umgehen. Dazu setzt sie die Pflanzen hohen Konzentrationen von Salz aus. „Normalerweise tolerieren Pflanzen diese hohe Salzkonzentrationen nicht und wachsen deutlich schlechter“, sagt die Forscherin. Um den Salzhaushalt zu steuern, haben die Pflanzen in ihren Zellwänden Transportproteine. Diese sorgen dafür, dass etwa Natriumionen aus dem Zellinneren hinaustransportiert werden. „In meiner Arbeit habe ich einen Teil dieser Proteine derartig verändert, dass mehr Natriumionen aus dem Inneren der Zelle gepumpt werden“, erklärt sie. Die Pflanze hält auf diese Weise höheren Salzkonzentrationen besser stand. Vor allem für Nutzpflanzen könnte diese Technik in Zukunft von Interesse sein. In trockenen Regionen, in den die Böden oft sehr salzbelastet sind, hätten sie eine bessere Chance zu wachsen.

Beim zweiten Aufenthalt von Juli bis September 2015 hatte Duscha Gelegenheit, den Sommer in Kanada zu erleben. „Wir waren zum Beispiel in den Rocky Mountains wandern. Die Natur in Kanada mit den Wäldern und den blauen Seen ist schon einmalig“, erzählt sie. „Zu dieser Zeit fand das halbe Leben in Edmonton draußen statt. Die Leute zog es in die Natur und die Parks. Es gab zahlreiche Festivals.“ Generell habe sie in dieser Zeit der Eindruck gewonnen, dass die Kanadier in vielen Punkten etwas lockerer seien als die Deutschen.

Kerstin Duscha wird ihre Promotion in ein paar Wochen beenden. Rückblickend möchte sie die Erfahrungen nicht missen: „Ich hatte Einblick in eine andere Wissenskultur und in ein anderes Land.“

 

Bild des Benutzers Melanie Löw
Erstellt
am 21.10.2016 von
Melanie Löw

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