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European Universities Games: TUK-Studentin holt zweimal Bronze
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„Klettern ist wie ein Rätsel lösen“
Von Unispectrum live • Christine Pauli

Seit sie zehn Jahre alt ist, klettere sie, erinnert sich Florence Grünewald, die seit 2018 an der TU Kaiserslautern studiert – und die als passionierte Sportkletterin inzwischen beachtliche Erfolge vorweisen kann: So ist sie aktuell deutsche Vizemeisterin im Bouldern. Was genau sich hinter diesem Begriff verbirgt, muss die 23-Jährige manchmal noch erklären: „Bouldern ist Klettern ohne Seil.“ Man klettere hierbei nur so hoch, „dass man noch ohne Risiko von der Wand zum Boden abspringen kann.“ Schnell merkt man der jungen Frau an, wie begeistert sie von ihrem Sport ist: „Es wird nie langweilig, man macht immer wieder neue, ganz andere Bewegungen.“ Diese Bewegungen müssen genau abgestimmt sein, auf die Kletterwand, auf die Neigung und die Griffanordnung. Und sie ergänzt: „Klettern ist jedes Mal wie ein Rätsel lösen. Man schaut sich im Vorfeld die Wand an – und überlegt, welchen Weg man nach oben nehmen will. Abhängig natürlich auch davon, wie groß man ist und welche Fähigkeiten man sich selbst zutraut.“ Das Ganze sei schon ein bisschen wie Gehirnjogging: „Man muss sich dabei vorstellen können, wie man in der Wand aussieht.“

European Universities Games: Deutschland belegte Platz 11 in der Nationenwertung
Bei den diesjährigen European Universities Games, eine Art Europameisterschaft für Studierende, ist ihr das hervorragend gelungen: Im Bouldern belegte sie den dritten Platz. Und auch beim Klettern am Seil, „Lead“ nennt sich die entsprechend Wettkampfdisziplin, zeigte Florence Grünewald die drittbeste Leistung. Die Kletterroute beim Lead sei schon sehr fordernd gewesen, erinnert sie sich, „ich bin aber sehr zufrieden mit meiner Leistung und dass es mit Bronze geklappt hat.“ Insgesamt zieht Grünewald ein positives Fazit aus der internationalen Sport-Veranstaltung, die vom 17. bis 30. Juli im polnischen Lodz stattfand – und die – bis auf das Corona-Jahr 2020 – seit 2012 alle zwei Jahre in einer anderen europäischen Stadt ausgerichtet wird. So traten dieses Jahr fast 5000 Athletinnen und Athleten von über 400 Hochschulen aus 40 Ländern in insgesamt 20 Sportarten an: „Das war ein Riesen-Event“, berichtet Grünewald begeistert. Alles sei sehr gut organisiert gewesen. „Die Atmosphäre war sehr schön. Man hat gemerkt, dass alle mit Leidenschaft dabei sind.“ Und auch ihre Landsleute waren erfolgreich: Mit dreimal Gold, zehnmal Silber und 20-mal Bronze landete Deutschland auf dem elften Platz der Nationenwertung. Florence Grünewald nahm zu ersten Mal teil. Manchmal gab es Kommunikationsschwierigkeiten mit den Wettkampfverantwortlichen, erinnert sie sich – aber im Großen und Ganzen sei das alles ein „megacooles Erlebnis“ gewesen - „die Boulderwand wurde extra gebaut in einem riesigen Multifunktionsgebäude. Es gab Routenbauer, neue Griffe.“

„Vor allem das Zusammenspiel von Sport und Gesundheit hat mich sehr angesprochen“ 
Mittlerweile hat sie der Alltag in Kaiserslautern wieder erreicht. An der TUK studiert sie „Sportwissenschaften und Gesundheit“. Ein interdisziplinärer Studiengang, der Schwerpunkte aus den Naturwissenschaften, den Sozialwissenschaften – und aus den Bereichen Wirtschaft und Medizin vereint. Sportmedizin und Anatomie sind dabei genauso Thema wie Trainings- und Bewegungswissenschaft, Sportpsychologie und – soziologie oder auch die Gesundheitsförderung. Ganz bewusst habe sie sich für diesen Studiengang entschieden, erzählt die gebürtige Saarbrückerin: „Vor allem das Zusammenspiel von Sport und Gesundheit hat mich sehr angesprochen.“ Die Wahl des Studienortes fiel auch deshalb auf Kaiserslautern, „weil mir der Campus im Vorfeld sehr gut gefallen hat.“ Und Bouldern könne man in Kaiserslautern „besser als anderswo.“ Zudem begeistert sie das kollegiale Miteinander an der Uni: „Bei uns bei den Sportwissenschaften kann man ja auch semesterübergreifend Veranstaltungen besuchen. Das ist sehr interessant. Denn so lernt man die unterschiedlichsten Leute auch aus anderen Semestern kennen, “ berichtet die Athletin, die neben ihrem Studium eine weitere wichtige Aufgabe übernommen hat: Sie kümmert sich als Landestrainerin – zusammen mit zwei Kolleginnen – um den Kletternachwuchs in Rheinland-Pfalz: „Das macht mir riesig Spaß.“

Neuer Kletterturm an der Uni in Kaiserslautern
Bouldern trainiert Florence Grünewald aktuell im RockTown, einer Halle am Betzenberg. Für das Lead-Training musste sie bislang nach Frankenthal fahren. Doch das soll sich bald ändern: An der TUK entsteht ein Kletterturm inklusive Speed-Wand. Die Uni ist Betreiberin. Das Projekt wird im Rahmen des Kletter-Leistungszentrums des Landesverbandes Rheinland-Pfalz des Deutschen Alpenvereins (DAV) in Zusammenarbeit mit der TUK, dem DAV und dem Heinrich-Heine-Gymnasium (HHG) in Kaiserslautern umgesetzt. „Das ist ein toller Mehrwert für die Uni“, findet Florence Grünewald, die dort zukünftig ihr Lead-Training absolvieren will. Und sie ergänzt: „Das zeigt ja auch, dass unser Sport immer mehr Anerkennung findet.“ 

Auch Dr. Max Sprenger von der Unisport-Leitung stimmt dem zu: „Aktuell sind leider keine Trainingsbedingungen mehr vorhanden, daher ist der neue Kletterturm für uns eine wichtige und zukunftsweisende Erweiterung unserer sportlichen Infrastruktur auf dem Campus.“ Und er ergänzt: „Wir werden insbesondere auch aus breitensportlicher Perspektive eine sehr attraktive Sportstätte nutzen können und sowohl den TUK-Mitgliedern als auch der Kletterinnen und Einsteigern in der Region tolle sportliche Erfahrungen bieten können.“ Im Sommersemester 2023 soll der Turm voraussichtlich in Betrieb genommen werden. Max Sprenger ergänzt: „Mit dem Turm entsteht ein weiteres gutes Beispiel, wie durch eine gute Kooperation von Breiten- und Leistungssport und Partnern des Sportzentrums Pfalz ein großer Mehrwert und eine tolle Weiterentwicklung in der Kaiserslauterer Sportlandschaft entstehen kann.“

Doch zurück zu Florence Grünewald. Was sind ihre nächsten Ziele? „Ich will mich demnächst intensiver meinem Studium widmen. Im Winter steht die Bachelorarbeit an.“ Danach wolle sie einen Masterstudiengang in Sportpsychologie anhängen: „Ich weiß noch nicht genau wo. Aber wahrscheinlich wird es ein Fernstudium.“ Denn das passe besser zu ihrem Job als Trainerin. „Das will ich in jedem Fall auch fortführen.“ Und auch sportlich sind die nächsten Herausforderungen in Sichtweite: „Im Oktober stehen die deutschen Meisterschaften im Lead an.“ Florence Grünewald wird sicher ganz vorne mitklettern.