© Mirjam Bohnert
Die OERlabs auf dem Campus
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Lehr- und Lernmaterialien im digitalen Wandel

Lernmaterialen für den Unterricht sind im Wandel: Vieles wird mittlerweile digital aufbereitet. Zudem gibt es Materialen, die unter freier Lizenz zur Verfügung stehen (sogenannte Open Educational Resources, OER). Um diese geht es in den OERlabs an der TUK. Angehende Lehrkräfte lernen dabei etwa, sie für den Unterricht selbst herzustellen und wie sie sie legal im Web zur freien Verfügung anbieten können.

Von Unispectrum live

Ein Film, der Experimente aus dem Chemie-Labor mit Übungsaufgaben verbindet; ein Mathe-Übungsheft mit QR-Codes, die auf Webseiten mit weiteren Informationen verlinken. – Wissen kommt im digitalen Zeitalter während des Studiums nicht mehr nur in Buchform oder etwa als lose Blattsammlung daher, sondern ist im Netz frei zugänglich. Die schöne neue Welt birgt jedoch auch neue Herausforderungen, etwa beim Urheberrecht, wenn Web-Wissen in Seminaren und im Unterricht zum Einsatz kommen soll.

Wie problematisch es mitunter hierbei werden kann, zeigte beispielsweise die Diskussion um das Urheberrechtsgesetz im Winter letzten Jahres, als eine französische Politikerin und ein Universitätsdozent die Tagebücher der Anne Frank im Internet veröffentlichten. Der Anne Frank Fond, der den Nachlass verwaltet, drohte mit rechtlichen Schritten, obwohl nach EU-Recht der Schutz des Urheberrechts am 1. Januar nach dem 70. Todestags des Urhebers erlöscht. „Angehende Lehrkräfte, aber auch Dozentinnen und Dozenten stehen dabei vor der Herausforderung, zum einen digitale Medien in Lehr-Lernsituationen zu nutzen, Lehr- und Lernmaterialien aber auch selbst her- und zusammenstellen zu müssen“, sagt Constanze Reder vom OERlabs-Projektteam.

Auf internationaler Ebene haben sich dafür „Open Educational Resources“, OER, durchgesetzt, was so viel bedeutet wie Lernmaterialien mit einer offenen Lizenz. Entsprechend gekennzeichnet stehen sie so jedem zur Verfügung und können zum Beispiel auch von anderen genutzt und weiterbearbeitet werden.

Reder unterstützt künftige Lehrkräfte, aber auch Studis aus anderen Fachbereichen dabei, eigene offene Bildungsmaterialien herzustellen und diese anderen online frei zur Verfügung zu stellen. An diesem Ziel arbeitet sie mit einem Team aus verschiedenen Bereichen: zum Beispiel mit der Lehrerin Monika Heusinger vom Otto Hahn Gymnasium in Saarbrücken als OER-Coach oder mit Mirjam Bohnert und Michael Becker, die als studentische Hilfskräfte auf Augenhöhe beraten und bei der Produktion helfen.

An der TUK gibt es ein Seminar zu OER. Es wird im Rahmen des Lehramtsstudiums angeboten. Dabei geht es um Fragen der Produktion von Lehr- und Lernmaterialien, aber auch um wichtige rechtliche Grundlagen. „Studierende erfahren etwa, was es beim Urheberrecht zu beachten gibt“, nennt Reder als Beispiel.

Um kreativ zu arbeiten und neue Medien zu produzieren, stellt die Universitätsbibliothek seit dem Sommersemester außerdem für das OERlabs-Projekt einen eigenen Raum zur Verfügung. „Ziel ist es unter anderem, hier gemeinsam Bildungsmaterialien zu den Themen herzustellen, die für angehende Lehrkräfte im restlichen Studiumsverlauf eventuell zu kurz kommen. Dabei vermitteln wir auch Kenntnisse, wie sie Medien sinnvoll im Unterricht einsetzen“, sagt Reder. „Das kann vom Erklärfilm über Infografiken bis zu kompletten Unterrichtskonzepten gehen.“

Auch sogenannte „Sketch Notes“ zählen zum Beispiel dazu. Sie bestehen aus vielen Kurztexten, grafischen Elementen und Bildern, mit denen ein bestimmtes Thema besser visualisiert werden soll. Darüber hinaus wird das Team um Reder in den OERlabs noch Lernmaterialien verschiedenster Art auslegen, die Interessierte nutzen können, um sich etwa in ein bestimmtes Thema einzuarbeiten.

OERlabs – Interdisziplinär auf dem Campus vernetzt

Die OERlabs sind bei Juniorprofessorin Dr. Mandy Schiefner-Rohs angesiedelt, die zu medien- und schulpädagogischen Fragen forscht. Sie finden im Rahmen des Verbundprojekts „OERlabs – (Lehramts-)Studierende gemeinsam für OER ausbilden“ zwischen der Universität zu Köln und der TUK statt. Das Team der OERlabs arbeitet mit verschiedenen Fachbereichen und universitären Einrichtungen zusammen, etwa mit der Universitätsbibliothek und dem landesweiten Projekt „OER@RLP“ des Virtuellen Campus Rheinland-Pfalz (VCRP). Das Projekt „OERlabs – (Lehramts-)Studierende gemeinsam für OER ausbilden“ wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert (Fördernummer FLK 01PO16018B).

Mehr unter oerlabs.de