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Förderung durch die Studienstiftung
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„Es ist wie nach Hause zu kommen“

Die Ingenieurin Chantal Sinnwell ist dabei ihre Promotion abzuschließen. Sie blickt gerne zurück auf die Zeit auf dem Campus – gefördert wurde sie im Studium und in der Promotion durch die Studienstiftung des deutschen Volkes. Ihre Erfahrungen gab sie in einem Workshop auf dem Campus weiter. Er soll auch künftig dabei helfen, sich auf das Auswahlverfahren der Studienstiftung vorzubereiten.

Von Unispectrum live • Melanie Löw

Schon in der Schulzeit war bei Chantal Sinnwell das Interesse an Physik, Mathematik und Technik groß. „Die TU Kaiserslautern hatte einen guten Ruf und war nicht so überlaufen wie die großen Universitäten“, sagt die gebürtige Saarländerin, die nach dem Abitur in die Pfalz gezogen ist, um Wirtschaftsingenieurwesen zu studieren. 

Bereits zu diesem Zeitpunkt gab es einen ersten Kontakt mit der Studienstiftung. Ihre Schule hatte sie für ein Stipendium vorgeschlagen. Sie wurde zu einem Auswahlseminar eingeladen, hatte aber zunächst kein Glück. Erst im fünften Semester an der Uni war ihre Bewerbung erfolgreich. „Das Prüfungsamt hatte mich vorgeschlagen. Ich wurde erneut eingeladen, mich bei einem zweitägigen Auswahlverfahren vorzustellen“, erinnert sich die junge Frau. „Wir waren rund 30 Teilnehmer und mussten unter anderem in Gruppen Vorträge halten und anschließend in der Runde diskutieren. Hinzu kamen zwei Einzelgespräche, bei denen Gutachter uns beurteilt haben.“ Bei diesem Verfahren geht es nicht nur um fachliche Kompetenzen, sondern auch um das Engagement im sozialen oder kulturellen Bereich. 

Rund 30 bis 40 Prozent der Bewerber werden im Anschluss von der Studienstiftung gefördert. Auch Chantal Sinnwell erhielt eine Zusage. Vom fünften Bachelorsemester bis zum Ende ihres Masterstudiums erhielt sie jeden Monat 300 Euro. „Das gab mir eine gewisse Sicherheit“, sagt sie. Sie habe zwar auch noch bei einem Unternehmen als Werksstudentin gearbeitet, aber sie wusste, dass sie auch mit der Förderung der Studienstiftung über die Runden komme. 

Neben der finanziellen Zuwendung gibt es bei der Studienstiftung noch andere Angebote. „Diese immaterielle Förderung war für mich persönlich das Beste.“ So richtet sie zum Beispiel Sommerakademien aus. „An einem schönen Ort in Deutschland oder den Nachbarländern kommt man für zwei Wochen zusammen, um sich mit einem bestimmten Thema auseinanderzusetzen“, erzählt die Ingenieurin. Dabei gebe es auch viel Freizeit, um etwa zusammen zu musizieren oder Sport zu treiben. „Einer der Teilnehmer sagte mal zu mir, die Sommerakademien sind, wie nach Hause zu kommen“, fährt sie fort, „das stimmt. Ich habe mich dort sehr wohl gefühlt, auch weil ich mich mit Gleichgesinnten austauschen konnte.“ 

Chantal Sinnwell hat verschiedene Sommerakademien besucht, unter anderem zum Journalismus, zur Diamanten als Quantenmaterial und auch zur Industrie 4.0. „Die Studienstiftung bietet außerdem Sprachkurse an. Diese sind immer schnell ausgebucht und finden in dem Land statt, in dem die Sprache gesprochen wird.“ Und auch wissenschaftliche Kollegs stehen auf dem Programm.

Darüber hinaus gibt es an jeder Universität eine Hochschulgruppe mit Stipendiaten der Studienstiftung. „Sie werden von Vertrauensdozenten geleitet, an die man sich jeder Zeit mit seinen Fragen wenden kann.“ Ihr selbst habe es damals geholfen, als es um die Frage ging, ob sie nach dem Studium eine Promotion beginnen solle. „Das hat mich in meiner Entscheidung bestärkt“, sagt die junge Frau, die im Anschluss bei Professor Dr. Jan Aurich mit der Doktorarbeit begonnen hat. 

Kurz nach ihrem Masterabschluss hat sie auch die andere Seite des Bewerbungsverfahrens der Studienstiftung kennengelernt. „Kurzfristig war jemand in der Gutachter-Kommission ausgefallen“, erinnert sie sich. „Da es in den Ingenieurwissenschaften verhältnismäßig wenige Stipendiaten gibt, hat man mich gefragt.“ Dies sei ebenso spannend gewesen wie damals als Seminarteilnehmerin.

Auch während ihrer Promotion hat Chantal Sinnwell von der Förderung der Studienstiftung profitiert. „Da ich eine vollbezahlte Stelle am Lehrstuhl hatte, stand bei mir die immaterielle Förderung im Fokus.“ Erneut war sie mit ihrer Bewerbung erfolgreich.

In ihrer Promotion hat sich Frau Sinnwell mit einem Modell befasst, das die Produktentwicklung und die Planung der Produktion enger verzahnen soll. „Dabei handelt es sich eigentlich um Prozesse, die nacheinander ablaufen und daher oft viel Zeit in Anspruch nehmen“, erläutert die Ingenieurin. Sie habe einen Ansatz entwickelt, der diese einzelnen Schritte parallelisieren und die Kooperation zwischen den beteiligten Fachdisziplinen erleichtern soll. 

Rückblickend ist sie froh, Stipendiatin der Studienstiftung gewesen zu sein. „Man entwickelt ein gesundes Selbstbewusstsein und weiß, was man kann“, sagt sie. „Durch die Stipendiatentreffen lernt man die Perspektive von anderen Menschen kennen. Das bereichert das eigene Weltbild.“

Auch an der TU Kaiserslautern werden jedes Jahr Kandidatinnen und Kandidaten für die Studienstiftung vorgeschlagen – sei es vom Prüfungsamt oder von einem Professor. Um diese besser auf die Auswahltermine der Studienstiftung vorzubereiten, hat Professor Aurich gemeinsam mit Chantal Sinnwell und den Vertrauensdozenten im vergangenen September erstmals einen Workshop angeboten. „Unser Ziel war es, dass Verfahren nachzustellen“, sagt Professor Aurich. „Wir haben dazu Gruppendiskussionen und Einzelgespräche geführt und auch aufgezeigt, voran man noch arbeiten kann.“ 

Für den September ist ebenfalls ein solcher Vorbereitungsworkshop geplant. Sinnwell wird diesen wohl nicht mehr begleiten. Sie arbeitet mittlerweile bei Siemens Industry Software GmbH. Dort befasst sie sich mit dem Thema ihrer Promotion. „Zudem lerne ich nun auch Grundlagen der Informatik dazu“, schiebt sie hinterher. Wie schon im Studium und der Promotion bleibt die junge Frau anderen Themen gegenüber aufgeschlossen.