
Planen in Entwicklungsländern
Weg vom reinem Frontalunterricht hin zu interaktiven und flexiblen Lernformaten – dies ist in diesem Semester bei einem Wahlpflichtkurs zum Planen in Entwicklungsländern in der Raum- und Umweltplanung der Fall. Hanna Häberle und Maximilian Miebs belegen den Kurs und finden das neue Angebot prima. Auch weil sie die Möglichkeit haben, sich stärker in die Lehrveranstaltung einzubringen als gewöhnlich.
„Ich finde das neue Lernformat sehr gut“, sagt Maximilian Miebs. Und seine Kommilitonin Hanna Häberle pflichtet ihm bei: „Wir lernen mehr hinzu als in klassischen Vorlesungen.“ Die beiden sprechen von ihrem Wahlpflichtkurs „Planen in Entwicklungsländern – Plan-E“, den sie derzeit in ihrem Bachelorstudium im fünften Semester Raum- und Umweltplanung belegen. Professorin Dr. Karina Pallagst leitet ihn gemeinsam mit ihrem Mitarbeiter Jakob Schackmar. Das Besondere: Es handelt sich nicht um einen Frontalunterricht, bei dem die Professorin an der Tafel steht und über die Situation in Entwicklungsländern referiert und die Studierenden lediglich Zuhörer sind. Im Gegenteil: Das neue Konzept sieht es vor, dass sie sich einbringen, sich Inhalte selbst erarbeiten und darüber in der Gruppe diskutieren.
Entwickelt haben Pallagst und Schackmar das Kurskonzept im Rahmen des Projekts „SELF!-Selbstlernen im Fachbereichskontext“ in enger Zusammenarbeit mit Lisa-Marie-Schohl vom Selbstlernzentrum (SLZ) , das am Distance and Independent Studies Center (DISC) angesiedelt ist. Die Planungen und ersten Schritte haben bereits im Februar im vergangenen Jahr begonnen. Es geht darum, E-Learning-Elemente, Übungen zum Selbstlernen und Diskussionsrunden zu kombinieren, um ein tiefergehendes Verständnis für die Inhalte zu ermöglichen. „Wir haben die Grundlagen aus dem Unterricht gewissermaßen ausgelagert. Auf diese Weise haben wir mehr Zeit für einen interaktiven Austausch der Studierenden untereinander“, sagt Pallagst. „Das Format hat eine ganz andere Tiefe und Qualität als bisherige Lehrveranstaltungen. Wir ermöglichen den Studierenden einen flexiblen Lernkontext, bei dem sie ihre Kompetenzen im Selbstlernen vertiefen und gleichzeitig in der Veranstaltung die Lerninhalte reflektieren können.“
Die Raumplanerin und ihr Kollege haben mit dem Team vom SLZ zunächst Lernvideos produziert. In den jeweils 15-minütigen Filmen gehen Pallagst und Schackmar auf die drei Themenblöcke Armut und Entwicklung, Verstädterung sowie Urban Governance ein. „Diese Videos enthalten zudem interaktive Elemente, wie Quizfragen oder sogenannte Drag-and-Drop-Aufgaben, bei denen Begriffe zum Beispiel richtig zugeordnet werden sollen. Dabei geht es nicht um das reine Abfragen von Wissen; vielmehr sollen die Fragen die Studierenden aktivieren und zur Reflexion anregen“, sagt Lisa-Marie Schohl. „Alle Lernvideos und weiterführenden Materialien befinden sich im begleitenden Online-Kurs auf der uniweiten Lernplattform OpenOLAT. Alles ist jederzeit abrufbar.“
Vor den Präsenzveranstaltungen auf dem Campus sollten sich die Studis die Videos zu den einzelnen Lernblöcken anschauen – wann genau bleibt ihnen selbst überlassen. „Es ist gut, dass wir zeitlich flexibel sind. Ich habe mir vieles öfter angesehen, dabei auch Pausen gemacht, um mir in Ruhe wichtige Inhalte zu notieren“, sagt die 21-jährige Häberle, die für das Studium aus Ludwigsburg in die Pfalz gekommen ist.
Bei den Terminen an der TUK haben die Studierenden die Themen aus den Blöcken in sogenannten World-Cafés behandelt. „Dabei handelt es sich um eine Workshop-Methode deren Grundidee darin besteht, Menschen miteinander ins Gespräch zu bringen. In lockerer Atmosphäre – wie beispielsweise in einem Straßencafé – diskutieren und reflektieren sie Problem- und Fragestellungen in kleinen Gruppen, die aus Gastgebern und Gästen bestehen“, erläutert Schohl das Prinzip. In diesem Fall gab es pro Sitzung je drei World-Café-Tische, an denen jeweils ein Teil der Studierenden in die Rolle der Gastgeber schlüpfen und die Diskussion moderieren. Über den OpenOLAT-Kurs haben sie zuvor das Thema für die Diskussionsrunde erhalten. Die anderen Studis sind die Gäste, die zur Diskussion eingeladen sind.
Bei den World-Cafés diskutieren die Gruppen über ein bestimmtes Thema.
Pro Diskussionsrunde bleiben für das Gespräch rund 20 Minuten Zeit, bevor es für die Gäste zum nächsten Tisch weiter geht. Thematisch ging es unter anderem darum, wie Vorurteile gegenüber Armut in Entwicklungsländern einzuordnen sind oder wie sinnvoll Entwicklungshilfe überhaupt ist. „Wir sind insgesamt eine sehr kommunikative Gruppe und sind sehr engagiert dabei“, sagt Miebs. „Man hört zu, tauscht sich aus und bringt sich gegenseitig noch etwas bei“, fährt Häberle fort. Für beide liegen die Vorteile des Lernformats auf der Hand, wie Häberle sagt: „Wir setzen uns mit der Thematik intensiver auseinander.“
Damit im Anschluss alle Beteiligten mitbekommen, was in welcher Gruppe besprochen wurde, findet am nächsten Präsenztermin ein Treffen statt, bei dem die Gruppen die Ergebnisse ihrer Diskussionen präsentieren. Aber auch Vorträge von Expertinnen sind Bestandteil der Lehrveranstaltung. Sie geben Einblick in den Berufsalltag in Ägypten, China und Südafrika und zeigen dabei auch auf, mit welchen Herausforderungen sie bei der täglichen Arbeit konfrontiert sind.
„Der Kurs hilft uns, uns auf unsere künftige Tätigkeit vorzubereiten“, fährt Miebs fort. Der Student, der für das Studium von Berlin nach Kaiserslautern gezogen ist, hat im vergangenen Sommer ein Praktikum bei einem privaten Planungsbüro gemacht. „Dort gab es im Rahmen einer Bürgerbeteiligung auch ein ähnliches Format wie das World-Café in PLAN-E“, sagt der angehende Raumplaner weiter. Seine Kommilitonin ergänzt: „Darüber hinaus lernen wir Präsentations- und Moderationskompetenzen, die wir in unserem späteren Beruf brauchen werden.“ Auch Häberle hat in einem Praktikum bereits Erfahrungen gesammelt und weiß daher, welche Fähigkeiten später von ihr erwartet werden.
Für Miebs und Häberle bietet das Wahlfach eine hohe Flexibilität und die Möglichkeit, sich stärker einzubringen. Sie sind froh, sich dafür entschieden zu haben.
Über das Projekt
Das Projekt „SELF – Selbstlernen im Fachbereichskontext“ ist ein Teilprojekt des BMBF-Projekts „Selbstlernförderung als Grundlage“ (Projektleitung: Prof. Dr. Rolf Arnold, Dr. Markus Lermen, Projektkoordination: Monika Haberer). In Zusammenarbeit mit ausgewählten Fachbereichen entwickelt das Selbstlernzentrum hierbei Veranstaltungskonzepte, die neben fachlichen auch überfachliche Kompetenzen berücksichtigen. Das SLZ ist am DISC, dem Fernstudienzentrum der TUK, angesiedelt.

am 24.01.2019 von
Melanie Löw
S MultiTechnologies
15.03.2019 05:04
S MultiTechnologies
15.03.2019 05:04