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Studis unterstützen junge Unternehmen
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Schon ganz wie die Profis

Nicht nur Theorie büffeln, sondern Einblick in die berufliche Praxis erhalten: Das ist die Idee eines Seminars in den Wirtschaftswissenschaften. Studis unterstützen Start-ups bei ihren Problemen und werden dabei von einem erfahrenen Mentor aus der Wirtschaft begleitet.

Von Unispectrum live

Im Jahr 2017 haben rund 557 000 Menschen mit einem eigenen Unternehmen den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt. Dabei ist der Anfang nicht immer leicht. Es gibt viele Punkte, an die Jungunternehmer denken müssen. Da ist es gut, Hilfe zu haben. An der TU Kaiserslautern bietet das Team um Professor Dr. Matthias Baum vom Lehrstuhl für Entrepreneurship ein Seminar an, das hier Abhilfe schafft: Studentische Teams unterstützen Start-ups bei ihren Herausforderungen aus dem beruflichen Alltag und erarbeiten Lösungen. Mit an Bord ist die Wirtschaftsinitiative Wissensfabrik – Unternehmen für Deutschland e.V. aus Ludwigshafen mit ihrem Projekt Student2Start-up. „Studierende können dabei das theoretische Wissen in der Praxis anwenden. Denn diese  lernen sie am besten kennen, wenn sie in ein Unternehmen gehen oder wenn das Unternehmen zu ihnen kommt“, sagt Jenny Neufeld, Projektmanagerin Unternehmertum der Wissensfabrik, über das Vorhaben. „Wir vernetzen Gründer, Studierende und erfahrene Mentoren aus der Wirtschaft, daraus entsteht Mehrwert für alle Lebenswelten. Die Teams erhalten so nicht nur kompetente Unterstützung, sondern auch einen Einblick in den Berufsalltag des Unternehmens.“

In diesem Sommersemester waren nun drei junge Unternehmen beim Seminar dabei: Das Team vom „DT Hub“ unterstützt Gründungswillige und angehende Unternehmen dabei, ihre Ideen umzusetzen und erfolgreiche Geschäftsmodelle mit einem technologischen Fokus zu entwickeln. Das Startup HesherBall vermarktet eine neue Trendsportart, die eine platzsparende und flexible Alternative zu Billard darstellt. Die einzige Voraussetzung ist ein eckiger Tisch. Das Technik-Unternehmen A+ Composites produziert einen neuartigen faserverstärkten Kunststoff, der leicht und stabil, aber zugleich fester als Stahl ist.

Bei einer Auftaktveranstaltung haben die Start-ups ihr Unternehmen vorgestellt und sind auf Themen eingegangen, bei denen sie Unterstützung benötigen, etwa wie sie sich international aufstellen oder neue Mitarbeiter über die Firmenwebseite ansprechen können. Im Anschluss haben sich die Studis zu Teams zusammengetan, die sich jeweils mit einer Fragestellung der Unternehmen beschäftigten.

Student Marco Haßdenteufel hat gemeinsam mit seinen Kommilitonen Halos Balbas, Simon Hau und Stefan Kler zur Aufgabe bekommen, zu untersuchen, wie A+ Composites seine Webseiten gestalten soll, dass pozentielle Bewerber optimal auf das Unternehmen aufmerksam werden. Zur Seite gestanden hat dem Team Mentor Dr. Raphaël Johannknecht vom Technikkonzern Robert Bosch aus  Karlsruhe. „Er hat uns den Tipp gegeben, uns nicht nur auf unsere direkte Aufgabenstellung zu konzentrieren, sondern ein Gesamtkonzept zur Mitarbeiter-Akquise zu erstellen“, sagt Haßdenteufel. Start-ups müssten hier andere Wege gehen als große Unternehmen, fährt er fort. Sie sollten sich am besten auf die Region konzentrieren und auf Job-Messen präsent sein, um Aufmerksamkeit zu erhalten und um pozentielle Bewerber zu erreichen. „Auch eine Kooperation mit der Uni kann dabei hilfreich sein“, nennt er als weiteres Beispiel. Das Unternehmen kann etwa Abschlussarbeiten und Praktika für Studenten und Absolventen anbieten.

Die Studenten haben ihre Ideen zusammengetragen. „Zunächst musste erst einmal jeder seine Rolle im Team finden und wir mussten ausmachen, wer sich um welchen Bereich kümmert“, so Haßdenteufel. So haben sie unter anderem recherchiert, welche Kosten auf das Unternehmen zukommen, zum Beispiel für einen Messestand oder für ein Karriereportal auf den Webseiten. „Auch in Fachliteratur haben wir uns eingelesen“, fährt der Masterstudent fort. Hier stand vor allem im Fokus, wie Unternehmen geeignete Mitarbeiter finden können und beim Bewerbungsgespräch testen können, welche Kandidaten zu ihnen passen.

Ihre Ergebnisse mussten sie bei einer Abschlussveranstaltung vorstellen und schriftlich in einem Bericht festhalten. „Das Mentoring hat mir besonders gut gefallen“, sagt Haßdenteufel rückblickend. „Herr Johannknecht hat uns den entscheidenden Hinweis gegeben, dass wir das Thema als Ganzes im Blick haben sollen.“ Auch positiv bewertet er die besondere Konstellation der Teilnehmer des Seminars. „Es gab nicht nur die Studierenden, sondern auch die Mentoren und die Start-ups“, so Haßdenteufel weiter. „Darüber hinaus war die Zusammenarbeit mit A+ Composites sehr angenehm, da die Mitarbeiter stets hilfsbereit waren und immer ein offenes Ohr für uns hatten.“

Auch für das junge Unternehmen hatte das Projekt viele Vorteile. „Die beiden Teams, die sich mit unseren beiden Fragestellungen beschäftigt hatten, haben uns gute Lösungsansätze mit auf den Weg gegeben“, sagt Jakob Görzen von A+ Composites.

 

Über die Wissensfabrik

Die „Wissensfabrik – Unternehmen für Deutschland e.V.“ ist eine Initiative von Unternehmen und Stiftungen, die sich für Bildung von Kindern und Jugendlichen sowie Unternehmertum in Deutschland engagiert. Das bundesweite Netzwerk der deutschen Wirtschaft zählt mehr als 130 Mitglieder aller Branchen und Größen. Ziel ist es, den Austausch zwischen Wirtschaft, Bildungseinrichtungen und Wissenschaft zu fördern, um so die Innovationsfähigkeit Deutschlands zu stärken. Der gemeinnützige Verein mit Sitz in Ludwigshafen begleitet junge Unternehmer bei der Umsetzung ihrer Geschäftsideen mit einem Mentoringprogramm und mit der Gründerinitiative WECONOMY. Mehr unter www.wissensfabrik.de

Mit dem Projekt „Student2Startup“ vernetzt die Wissensfabrik Studierende, Mentoren und junge Unternehmen. Die Studierenden können dabei theoretisches Wissen aus dem Studium in der Praxis anwenden, indem sie ein konkretes unternehmerisches Problem lösen. Sie knüpfen Kontakte zu Start-ups, lernen wie ein Unternehmen funktioniert und tauschen sich mit erfahrenen Fach- und Führungskräften aus der Wirtschaft aus. Darüber hinaus erleben sie, wie sich ein Team bildet, welche Rolle sie selbst einnehmen und wie sie als Team gemeinsam ein Projekt erfolgreich umsetzen.

Bild des Benutzers Melanie Löw
Erstellt
am 03.09.2018 von
Melanie Löw