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Von der Uni ins Ministerium: Auf den Spuren von Luisa Mayer (Alumna Zwei-Fach-Bachelor)

Foto: privat

Luisa Mayer hat in Landau den Zwei-Fach-Bachelor studiert. Nach ihrem Studium der Politikwissenschaften und Philosophie in der Südpfalz absolvierte sie einen englischsprachigen Master in Friedens- und Konfliktforschung an der Universität Magdeburg. Heute ist sie im Ministerium des Innern und für Sport Rheinland-Pfalz tätig. Vergangenes Jahr kam Luisa Mayer an ihre Uni nach Landau zurück, um einen Schlüsselkompetenzkurs zum Thema „Gesellschaftliche Diskriminierungsstrukturen" zu halten, der vom Kompetenzzentrum für Studium und Beruf (KSB) organisiert wird. Im Interview mit Campusreporterin Anne Papenfuß teilt sie ihre Erfahrungen aus der Studienzeit, wie sie mit Studienzweifeln umging und warum es für sie wichtig ist, ihr Seminarthema jungen Leuten näherzubringen.

Was hat dich dazu bewegt, in Landau zu studieren?

Ich wollte unbedingt Politikwissenschaften studieren und da mir bei der Auswahl einer Universität die Nähe zu meinem Heimatort Speyer und ein Studienbeginn im Sommersemester wichtig war, fiel meine Entscheidung auf Landau. Neben Politikwissenschaften habe ich im Zwei-Fach-Bachelor das Basisfach Philosophie und das Wahlfach Interkulturelle Bildung studiert. Am Anfang meiner Studienzeit war ich noch ein wenig planlos, wusste nicht, ob ich das richtige Zweitfach gewählt habe, was ja bei vielen keine Seltenheit ist. Aber am Ende hat es sich als eine sehr gute Wahl entpuppt, die mich zu dem Beruf geführt hat, der mir Spaß macht.

Wie hast du deine Studienzeit wahrgenommen?

Sehr intensiv, vor allem die Zeit in meinem Bachelor bis zu meinem Auslandssemester in Polen. Ich habe einfach zu viel gemacht, in zu kurzer Zeit zu viele Seminare belegt und zu viele Prüfungen geschrieben. Das würde ich heute nicht mehr so machen, sondern würde mir mehr Zeit lassen. Gesundheitlich war das definitiv nicht förderlich und rückblickend hätte ich die Studienzeit mehr genießen sollen. Trotzdem mochte ich es sehr zu studieren. Ich stecke jetzt im Arbeitsalltag und denke oft an das Studium zurück.

Was machst du aktuell beruflich?

Ich habe im August 2023 eine neue Stelle als Referentin für Parlaments- und Kabinettsangelegenheiten im Ministerbüro des Ministeriums des Innern und für Sport Rheinland-Pfalz begonnen. Die Tätigkeiten umfassen dabei in meinem Zuständigkeitsbereich die Schnittstellenfunktion zwischen den Fachabteilungen und der Hausspitze in der Beantwortung von parlamentarischen Anfragen. Darüber hinaus werden in diesem Referat unter anderem die Vorbereitungen auf Plenar- und Ausschusssitzungen, auf Ministerkonferenzen auf Bundesebene oder dem Ministerrat koordiniert.

Wusstest du während deines Bachelors schon, wo es beruflich für dich hingehen soll?

Bei Studienstart hatte ich noch keine Idee, was ich nach meinem Bachelor machen möchte. Das hat sich durch mein Praktikum im Bundestag geändert, denn dort habe ich die wissenschaftliche Mitarbeit im Bundestag kennengelernt und wusste seitdem, dass ich gerne im politischen Betrieb arbeiten möchte.

Hast du dich während deines Studiums politisch engagiert?

Während meiner Schulzeit bin ich der SPD beigetreten und war im Ortsverein aktiv. Ab 2015 unterstützte ich Geflüchtete und bot beispielsweise Hausaufgabenbetreuung an. Ich war Mentorin an der Uni, beim Kompetenzzentrum für Studium und Beruf, und habe dort als Ansprechpartnerin für Studierende fungiert. Während des Bachelors habe ich außerdem ein Stipendium bei der Friedrich-Ebert-Stiftung bekommen. In diesem Zuge hatte ich die Gelegenheit, mich als Seminarleitung ausbilden zu lassen und war dort Sprecherin eines Arbeitskreises. Nach meinem Umzug nach Magdeburg war ich drei Jahre Jugendbotschafterin für die entwicklungspolitische Lobby- und Kampagnenorganisation ONE, die sich im Dialog mit der Öffentlichkeit und politischen Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträgern unter anderem zur Bekämpfung von extremer Armut und vermeidbaren Krankheiten einsetzen. Als Teamerin bei Team Global leitete ich Workshops zum Thema Nachhaltigkeit an Schulen und bei der Viva con Aqua-Crew war ich Ansprechperson für Finanzen, Netzwerk und Social. Rückblickend haben alle Engagements viel Spaß gemacht, waren aber auch sehr fordernd.

Was war das für ein Stipendium?

Ich wurde in die Grundförderung der Friedrich-Ebert-Stiftung aufgenommen. Maßgebend für die Vergabe war hier nicht der Notendurchschnitt - dieser sollte sich mindestens im guten Bereich bewegen - sondern das ehrenamtliche Engagement, sowie die Identifikation mit den Grundwerten dieser Stiftung. Ich selbst hätte niemals erwartet, für ein Stipendium in Frage zu kommen. Dementsprechend kann ich allen engagierten Studierenden nur ans Herz legen, eine Bewerbung bei einer geeigneten Stiftung einzureichen.   

Hast du einen Master gemacht?

Ja, im Master habe ich Friedens- und Konfliktforschung in Magdeburg studiert. Ursprünglich dachte ich an einen Politikwissenschaftsmaster, aber während meines Bachelorstudiums entdeckte ich meine Leidenschaft für internationale Beziehungen. Wenn ich mich richtig erinnere, hat der ehemalige Geschäftsführer der Friedensakademie Rheinland-Pfalz einen Gastvortrag zur Friedens- und Konfliktforschung im Rahmen der Vorlesung „Einführung in die Internationalen Beziehungen“ in Modul 6 in Politikwissenschaften gehalten. Dieser hat mich sehr beeindruckt und war letztendlich ein ausschlaggebender Punkt für meine spätere Wahl eines Masterstudiengangs.

Hattest du mal Studienzweifel?

Während meines Bachelors wurde mir von Menschen aus meinem Umfeld - teils „humorvoll“ - gesagt, dass ich brotlose Kunst studieren würde und wurde immer wieder gefragt, was ich damit überhaupt machen will. Zu dieser Zeit hat mich das jedoch nicht interessiert, da ich gerade aus einer abgebrochenen Ausbildung als Bankkauffrau kam und ich wusste, dass die Ausbildung nicht das Richtige für mich war und ich lieber studieren möchte. Ich hatte Spaß an meinem Studium und habe mich bewusst für Fächer entschieden, die mich wirklich interessieren.

Im Master hatte ich oft die unbegründete Angst, keinen Job zu bekommen. Die Menschen, die sich wie ich in dem Netzwerk der internationalen Politik bewegten, waren für mich die Besten der Besten, die gefühlt hundert Ehrenämter ausführten und sich nie ausruhten. Im Vergleich dachte ich, dass meine bisherige Leistung dafür nicht ausreiche. Dass ich selbst sehr gut war in dem, was ich machte, habe ich in dem Moment nicht wahrgenommen. Rückblickend nehme ich aus dieser Zeit mit, dass Zweifel während des Studiums normal sind und dass es wichtig ist, sich nicht ständig mit anderen Menschen zu vergleichen. Stattdessen sollte man sich seinen Wert bewusst machen und sich auf sich selbst konzentrieren.

Was sagst du Studierenden, die Zukunftsängste haben, oder an ihrem Studium zweifeln?

Ich bin der Meinung, es erfüllt einen mehr, wenn man etwas studiert, wofür man brennt. Man sollte nicht danach schauen, mit welchem Studienabschluss man am meisten Geld verdient. Aus meiner Erfahrung macht das fachliche Wissen, das man im Studium lernt, nur ein Bruchteil vom eigentlichen Kompetenzerwerb aus. Man gewinnt umfassende Einblicke in die eigene Persönlichkeit und erwirbt überfachliche Kompetenzen, von diesen man im Beruf profitiert. Das Allerwichtigste ist für mich die Ehrlichkeit. Frag dich: Was macht mir Spaß und worin liegt meine Leidenschaft?

Welche Tipps würdest du Studierenden für ihre Studienzeit geben?

  • Klausurenphasen können nerven, aber versucht, diese Zeit trotzdem zu genießen.
  • Sucht euch Hilfe, wenn ihr sie braucht, egal in welcher Situation.
  • Ein Studium ist keine Ausbildung, nach der man in der Regel genau weiß, was man damit macht. Ihr habt viel mehr Möglichkeiten, als ihr denkt.
  • Nutzt Angebote und Weiterbildungen abseits der Universität. Ich habe während des Masters eine Yoga-Ausbildung gemacht und selbst wenn ich jetzt keine Yogastunden gebe, profitiere ich jeden Tag davon. Ich glaube, das zu verstehen, bringt ganz viel Sicherheit.
  • Es ist okay, nicht jedes Wochenende auszugehen und stattdessen lieber zu Hause zu bleiben.
     

Du hast im Sommersemester 2022 einen Schlüsselkompetenzkurs an deiner ehemaligen Uni hier in Landau angeboten zum Thema „Gesellschaftliche Diskriminierungsstrukturen: Wahrnehmung, Thematisierung & Umgang”. Warum war es dir wichtig, diesen Kurs anzubieten?

Nach meiner Einschätzung kommt das Thema „Gesellschaftliche Diskriminierungsstrukturen“ im gesellschaftlichen sowie im wissenschaftlichen Diskurs, aber vor allem auch im Diskurs mit wissenschaftlichem Nachwuchs zu kurz. Insbesondere nicht-betroffene Personen nehmen Diskriminierung im Alltag - sei es im privaten, beruflichen oder öffentlichen Bereich - häufig nicht als solche wahr. Das Sensibilisieren, inwieweit eigene Verhaltensweisen diskriminierend sind und wie ich mich als nicht-betroffene Person in diskriminierenden Situationen verhalten kann, sind meines Erachtens essenzielle Kompetenzen - die wir innerhalb der Gesellschaft etablieren müssen.  

Ich empfand den Schlüsselkompetenzkurs als sehr bereichernd - auch für mich. Ich glaube, dass einige Aha-Momente bezogen auf bestimmte Diskriminierungsstrukturen aufgekommen sind. Der Kurs hat mir gezeigt, dass Bedarf zum Austausch und zur Diskussion besteht und die Teilnehmenden bereit sind, durch Selbstreflexion eigenes diskriminierendes Verhalten aufzudecken und einzugestehen.

Wie geht es für dich weiter?

Ich bin aktuell sehr glücklich. Ich kann mir sehr gut vorstellen im politischen Betrieb zu bleiben. Ich kann mir aber genauso gut vorstellen, dass, fragst du mich nochmal in ein paar Jahren nach meinem Beruf, ich zwischenzeitlich etwas anderes mache. Ich sehe für meine berufliche Zukunft viele Möglichkeiten, denn ich bin gut ausgebildet und gut in dem, was ich mache. Das kann ich heute ohne große Scham sagen, das war nicht immer so.

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